Maßnahmen zu tamoxifenhaltigen Arzneimitteln beschlossen

Kampf gegen Engpass

Bonn/Berlin (opg) – Der beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesiedelte Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe hat Maßnahmen zur Abmilderung der Lieferengpässe bei tamoxifenhaltigen Arzneimitteln beschlossen. Damit soll die Versorgung der Patienten sichergestellt werden. Auch werde Sicherheit in Bezug auf die Erstattung geschaffen.

Das Bundesministerium für Gesundheit wird kurzfristig einen Versorgungsmangel bekanntmachen, teilt das BfArM mit. Damit erhalten die Behörden der Länder die Möglichkeit, Ausnahmen von den Regelungen des Arzneimittelgesetzes zu gestatten, beispielsweise den Import tamoxifenhaltiger Arzneimittel. Außerdem sollen die pharmazeutischen Unternehmer ermitteln, ob und welche Arzneimittelkontingente für den deutschen Markt kurzfristig verfügbar gemacht werden können, ohne dabei einen Versorgungsmangel in anderen Staaten zu erzeugen.

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© iStock com, anilakkus

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Keine individuelle Bevorratung

Ärzte sollen wiederum in den kommenden Monaten keine Rezepte für eine individuelle Bevorratung ausstellen. Vielmehr sollen Patienten erst dann ein Folgerezept erhalten, wenn eine weitere Verordnung erforderlich ist. Dem BfArM zufolge können Ärzte je nach Verfügbarkeit auch kleinere Packungsgrößen, zum Beispiel mit 30 Tabletten oder Arzneimittel mit einer geringeren Stärke (zum Beispiel Einnahme von zwei Tabletten à zehn Milligramm) verordnen. Der GKV-Spitzenverband werde die Krankenkassen informieren und empfehlen, dass während des Lieferengpasses diese Arzneimittel von den Kassen den Apotheken erstattet und diese ärztlichen Verschreibungen nicht in die Wirtschaftlichkeitsprüfungen einbezogen werden sollen.

Nach derzeitiger Prognose könnten die nachproduzierten Arzneimittel bereits Ende April zur Verfügung stehen. Der Beirat geht davon aus, dass angesichts der Maßnahmen die Versorgungslücke, „die ohne Kompensationsmaßnahmen spätestens Ende Februar zu erwarten wäre“, vermieden werden kann.

Produktion aus Kostengründen eingestellt

Der Wirkstoff wird in der Behandlung von Brustkrebspatientinnen eingesetzt. Vom Lieferengpass betroffen sind derzeit 85 Prozent des Marktes in Deutschland. Der Engpass fußt nach Angaben des Verbandes Pro Generika auf Lieferschwierigkeiten des Grundstoffs. Demnach haben Wirkstoffhersteller aus Kostengründen die Produktion von Tamoxifen eingestellt. Zudem gebe es nur noch wenige Zulieferer.

Den seit Anfang des Jahres bestehenden Engpasses von Tamoxifen hat die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zum Anlass genommen, um ein besseres Frühwarnsystem zur Abwendung von Versorgungsengpässen bei Arzneimitteln zu fordern. DKG-Generalsekretär Dr. Johannes Bruns weist darauf hin, dass Krebsbetroffene immer wieder mit Lieferengpässen konfrontiert seien, etwa bei Chemotherapeutika. „Wir benötigen dringend ein besseres Frühwarnsystem und entsprechende Möglichkeiten, ein drohendes Versorgungsdefizit rechtzeitig abzuwenden.“